Das Barocke Lackschild

Namensgebungen sind immer etwas schwierig und je nach Vorbildung sind auch ganz andere Erwartungen damit verknüpft. Wenn auf dieser Seite von Barocken Lackschilder die Rede sein wird, ist nicht die Zeitepoche, sondern vielmehr der aus dieser Zeit stammende Formenschatz gemeint der sich auf manchen Lackschilder vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wiederfinden lässt. Gemeinsam ist diesen Barocken Lackschildern und dies auch zur Unterscheidung zu der gewöhnlichen Lackschildform mit dem Quadrat und aufgesetztem Halbkreis, das runde Zifferblatt, mit einer geschwungenen Bekrönung und einem nicht ganz so aufwendig ausgeformten Abschluss nach unten hin. Die Bekrönung überspannt den Bogen von ca. 10:30 Uhr bis 2:30Uhr, der untere Abschluss von ca. 4 bis 8 Uhr. Der den Ziffernring umgebende Rand kann mal mehr mal weniger ausgestaltet und dementsprechend breit oder recht schmal sein. Diese Barockschilder gibt es plastisch ausgearbeitet mit unterschiedlichen Materialien und Techniken sowie als flache Variante mit aufgemalten Ornamenten. Bis ein die Schilder besser beschreibender Begriff gefunden ist, verbleibe ich bei der Bezeichnung: Barocke Lackschilder oder Lackschilder in barocker Form.


Vergoldetes Lackschild von Fidel Hepting

Vergoldetes Lackschild, Fidel Hepting, Furtwangen 1848
Vergoldetes Lackschild, Fidel Hepting, Furtwangen 1848

Fidel Hepting (Furtwangen), Lackschild 1848

Das Lackschild hat eigentlich nur kleine konservierende Maßnahmen nötig, hier und da eine Festigung, aber es lockt doch der Farbpinsel. Nach der Festigung und Reinigung wurden deshalb doch kleine Retusche durchgeführt. Die Retusche sollte die Farbflächen wieder schließen um so die Verzierungen klar in ihren Formen erscheinen zu lassen. Mit dem Pinsel braucht man bei Objekten die über 170 Jahre alt sind nicht übertreiben. An vielen kleinen Fehlstellen erfolgte zwar eine Festigung aber keine Retusche. So hoffe ich mal nicht über das gesetzte Ziel hinausgeschossen zu sein. Es scheint schon mal kleinere Retuschen vorgenommen worden zu sein. Im Rot der Bekrönung kann man auch viele kleine Lackspritzer erkennen. Ich bin mir nicht sicher ob das eine alte Retusche ist oder doch noch vom Herstellungsprozess stammt. Wer mehr vom Fidel Hepting und seinen goldenen Uhrenschildern sehen möchte kann auf die von mir eigens für ihn eingerichtete Seite (Uhren, Hepting Fidel) gehen.

 


Barockes Lackschild mit aufgemalter Verzierung

Lackschilduhr in barocker Form, Schwarzwald um 1830
Lackschilduhr in barocker Form, Schwarzwald um 1830

Ein sehr farbenprächtiges Lackschild soll als Beispiel für die Barockschilder vorgestellt werden, bei der die umrandenden Ornamente nicht plastisch herausgearbeitet, sondern auf das Schild aufgemalt sind. Um 1830 entstanden, hat das Schild ein für diese Zeit typisches, erhaben gearbeitetes Zifferblatt, auch Bombierung genannt. Diese Bombierung ist bereits in das Lackschildbrett eingedrechselt. Die Flusslandschaft in der Bekrönung, mit Klosteranlage und Schiffle, ist ohne erkennbare Vorzeichnung direkt aufgemalt. Der Lackschildmaler ist nicht bekannt. Signaturen finden sich unter anderem vom Uhrmacher Ignatz Killy (Furtwangen) und dem Uhrenhändler Antoine Pfaff (Etampes le 25 aoute 1830). Vorerst ist hier noch die Uhr im Zustand vor der Restaurierung zu sehen. Der Beitrag zeigt Schritt für Schritt die Restaurierungsmaßnahmen und wird entsprechend den abgeschlossenen Arbeiten aktualisiert.

Zustand vor der Restaurierung  des Lackschildes

Restaurierung Schwarzwälder Lackschild, Vorzustand, Streiflichtaufnahme
Restaurierung Schwarzwälder Lackschild, Vorzustand, Streiflichtaufnahme

Neben den dachförmig aufstehenden Farbschollen und den bereits in großer Anzahl vorhandenen Fehlstellen wird der Umgang mit der Alt-Retusche vermutlich die größte Herausforderung sein. Retuschen haben gerne die Neigung mit dem altern nachzudunkeln. Erfreulich ist, dass bei der Altretusche sehr gezielt nur die Fehlstellen und nicht noch der Bereich drum herum großflächig mit übermalt wurde. Das kann bei der weiteren Bearbeitung wichtig sein, wenn es darum geht die Altretuschen zu entfernen oder auszudünnen. Der Kreidegrund hat einige kleinere Bestoßungen scheint aber noch gut auf dem Holzträger zu haften. Auf dem Zifferblatt finden sich neben den Alterungsschäden auch Gebrauchsspuren. Um die zwei Aufzugslöcher hat der Schlüssel kreisrunde Scheuerspuren hinterlassen. Trotz der Schäden ist das Schild insgesammt in einem guten Zustand. Das Schild ist nicht berieben und der alte Firnis ist noch komplett erhalten und an keiner Stelle ausgedünnt.

Die Sicherung der Fassung

Barockes Lackschild nach der Sicherung der Fassung
Barockes Lackschild nach der Sicherung der Fassung

Erster Maßnahme am Schild ist die Festigung der Malschicht und Grundierung. Im Laufe der Jahre ist diese Methode zur Sicherung der Fassung, immer mehr an die Lackschilder, ihrem Fassungsaufbau und deren Schadbilder angepasst worden. Mit der Festigung sind auch schon die ersten Verschmutzungen und Retuschen mit abgenommen.

Die Reinigung der Oberfläche

Barockes Lackschild nach der Reinigung
Barockes Lackschild nach der Reinigung

Durch die gut erhaltene Firnisschicht ist die Reinigung bei diesem Lackschild nicht weiter problematisch. Alleine bei den Fehlstellen in der Fassung muss sehr zurückhalten gearbeitet werden. Die alten Retuschen werden gezielt dort abgenommen bzw. ausgedünnt wo sie über die Fehlstelle hinaus ragen. In den Fehlstellen selber wird die Retusche nicht besonders bearbeitet.

Das Anböschen

Barockes Lackschild während der Restaurierungsmaßnahme des Anböschens
Barockes Lackschild während der Restaurierungsmaßnahme des Anböschens

Das Lackschild mit seinen vielen kleinen Fehlstellen zeigt eins, die Farbe will nicht auf dem Malgrund halten. In so einem Fall, wo davon auszugehen ist, dass trotz sorgfältiger Festigung, in einigen Jahren wieder Verluste drohen, kann zusätzlich zur üblichen Festigung, durch das Anböschen der Malschicht, die Fixierung an den Grund erhöht werden. In diesem Fall wurde ein Kreide-Leim Gemisch in den Fehlstellen an die Malschicht angetragen. Der Übergang von Kittung zur Anböschung ist hier fließend. Allein der Antrieb zu dieser Restaurierungsmaßnahme war nicht ein Malgrund für die Retusche zu schaffen, sondern die zusätzliche Fixierung der Malschicht.

Die Restaurierungsschritte am Lackschild

In der folgenden Bildergalerie sind die einzelnen Fortschritte am Schild zusammengestellt.

Nächste Maßnahme nach der Anböschung ist die Retusche ...


plastisch gearbeitetes Lackschild von Gregor Blöt in Neustadt

Lackschild mit barocker Formensprache, Gregor Blöt in Neustadt, um 1830
Lackschild mit barocker Formensprache, Gregor Blöt in Neustadt, um 1830

Auch Fragmente einer Uhr, in diesem Fall das Lackschild, können aussagekräftige Zeugnisse der Uhrmacherei und deren Nebenberufe im Schwarzwald sein. Dieses Lackschild steht für die plastischen Auftragetechniken wie sie von um 1820 bis noch nach 1850 auf den barocken Schildern zu finden sind. In die Sammlung wurde dieses Fragment aufgenommen, weil es durch seine gute Erhaltung und die Signatur des Schildermalers heraussticht. "Gemahlt Gregor Blöt in Neustadt", ist auf der Rückseite zu lesen. Die das Schild gliedernden und umgebende Ornamente sowie der Kreis um den Ziffernring sind fei aus Kreidegrund aufgetragen. Nach der Trocknung wurden die Konturen nachgraviert. Die Vergoldeten Bereiche erhielten dann einen orangen Bolus als Anlegegrund worauf dann das Gold angeschossen wurde. Die versilberten Bereiche sind anschließend mit rot und grün gelüstert. Das zentrale Blumenmotiv in der Bekrönung wurde erst in einem Model vorgeformt, getrocknet, aufgebracht und abschließend gefasst.

Die Restaurierung des Lackschildes

Vorher-Nachher Foto, Lackschild mit barocker Formensprache, Gregor Blöt in Neustadt, um 1830
Vorher-Nachher Foto, Lackschild mit barocker Formensprache, Gregor Blöt in Neustadt, um 1830

Wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen war die Festigung des Kreidegrundes, vor allem in den Bereichen die schon Ablösungen und Fehlstellen aufzeigten. Die noch erhaltenen Bruchstücke wurden wieder angesetzt und fixiert. Nach den Sicherungsmaßnahmen wurde die Oberfläche gereinigt und einige kleine Stellen zurückhaltend retuschiert. Bei den vergoldeten und in diesem Falle auch bei den grün gelüsterten Bereichen ist größte Vorsicht bei der Reinigung angesagt. Ehe man sich versieht zerstört man die noch erhaltene Oberflächenbeschichtung.