Georg Bilharz erblickte 1831 in Kenzingen im Großherzogtum Baden das Licht der Welt. Nach seiner Lehre begab sich der Uhrmachergeselle Bilharz von 1849 bis 1851 auf Wanderschaft. Sein Wanderbuch hat sich erhalten und es ist mir eine Freude dieses wunderschöne Dokument auf dieser Seite zu veröffentlichen und vorzustellen. Zu weiteren Nachforschungen fehlt mir im Moment die Zeit und ich kann noch nicht sagen bei wem Georg Bilharz seine Uhrmacherlehre absolvierte und was aus ihm nach seinen Wanderjahren geworden ist.
Wollte ein Handwerker nach seiner Lehrzeit auf Wanderschaft gehen, so brauchte er ein Wanderbuch. Das Wanderbuch war ein offizielles Dokument und wurde von einer Regierungsbehörde gegen eine Gebühr dem Handwerksgesell ausgehändigt. Das Wanderbuch beinhaltet unter anderem den für das Umherziehen benötigte Reisepass. In dem hier vorgestellten Wanderbuch ist der Reisepass für das In- und Ausland ausgestellt. Des Weiteren sind Belehrungen abgedruckt an die sich der Handwerksgeselle während der Wanderschaft halten musste. Auf den Seiten 12 bis 19 sind die verschiedenen Visa eingetragen mit deren Hilfe man die Wanderschaft des Uhrmachergesellen nachvollziehen kann. Das Wanderbuch ist als solches mit 64 Seiten komplett. Es fehlt mir allerdings die Verlängerung des Reisepasses ab dem 1. September 1850 bis 1851 und die Bestätigung des Lehrmeisters für die Ausbildungszeit.
Weil ich das Wanderbuch für einen wunderschönen Beleg für einen der möglichen Ausbildungswege zum Uhrmacher im Großherzogtum Baden halte, soll im Folgenden jede einzelne Seite näher
besprochen werden.
Das kleine Wanderbüchlein ist stabil gebunden. Die Maße sind: 158 mm hoch, 100 mm breit und 5mm dick. Auf dem Deckel ist vermerk: No 93 und 9042 durchgestrichen
Auf dem Vorsatzpapier sind Reste von zwei Siegeln zu erkennen. Vielleicht waren hier zusätzliche Dokument eingebracht wie sie auf Seite 2 erwähnt werden. Auf Seite 1 findet sich neben dem Titel des Büchleins der Gebührenstempel über 3 Kreuzer.
Was da auf Seite 2 steht ist für mich noch nicht ganz klar. Ein Lösungsversuch:
"Ist mit einem Heimaths-
und Gastschein versehen
und ist Krz fri"
Seite drei beinhaltet die Personenbeschreibung und die Unterschrift des Uhrmachergesellen:
"Für Georg Bilharz Uhrenmacher von Profession gebürtig von Kenzingen, Alter: 18 Jahr, Statur: besetzt, Gesicht: länglich, Haare: blond, Stirn: hoch, Augenbrauen: blond, Augen: grau, Nase: mittler, Mund: mitler, Zähne: gut, Kinn: rund, Bart: - ,
Seite 4 ist die Reiseerlaubnis für das In- und Ausland:
"Sämmtliche Civil- und Militär-Behörden werden ersucht, den jenseits Beschriebenen, welcher die Erlaubniß zum Wandern im In- und Ausland bis 1 Sept. auf 1850 Jahre [durchgestrichen] erhalten hat, und Militzpflichtig ist, so lange frei und ungehindert passieren, so wie demselben nöthigen Falls Schutz und Hülfe angedeihen zu lassen, als von ihm die nachstehende hohe Verordnung pünktlich befolgt wird.
Kenzingen den 6ten Mai 1849
Großherzogliches Badisches Bezirks Amt
Moppart
Seite 11:
"Inhaber hat sich zur Genügeleistung der Conscriptionspflicht am 1. September 1850. dahier zu melden, und sein Aufenthalt von drei zu drei Monaten nach Hause anzuzeigen. Kenzingen 6. Mai 1849 Großherzogliches Bezirksamt Moppert"
Ab der Seite 20 enthält das Wanderbuch keine Einträge mehr.
Schlussbemerkung:
Einen Beleg, dass auch Uhrmacher die Schwarzwälder Uhren herstellten auf Wanderschaft gingen habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Sollte jemand einen Beleg aus dem 19. oder 18. Jarhhundert besitzen würde ich mich riesig über eine Rückmeldung freuen.