Johann Baptist Laule (20. Sep. 1817 Sargans Kanton St. Gallen Schweiz - 01. Jun. 1895 Schönenbach Baden) kam in den 1840ger Jahren nach Furtwangen und fertigte als Kunstmaler Uhrenschilde und Ölgemälde. J. B. Laule war der zweite Bub von Bernhard Laule (Schwärzenbach?) und Elisabeth Scherzinger aus Eisenbach (Schwarzwald) die nach Sargans auswanderten. Er erstellte für die Mustersammlung der Uhrmacherschule und später der Gewerbehalle Furtwangen Zifferblätter und Poträts berümter Persönlichkeiten der Schwarzwälder Uhrengeschichte. Das kleine Ölbild, ausgeführt auf Malpappe, ist sehr luftig und mit deutlich sichbarem Pinselstrich gemalt. Die Darstellung der Strohflechtenden gibt es von Laule in mindestens zwei weiteren Varianten. Die erste Varianten ist mit feinerem Pinselstrich, detailreicher und leicht veränderter Handstellung ausgeführt (Quelle 1, S. 591). Die zweite Variante zeigt die Strohflechtende nach einer Kopie von J. B. Kirner (Quelle 2, S.448 ).
Dargestellt ist auf dem Ölbild eine strohflechtende junge Frau in schwarzwälder Tracht vor einer Wald Landschaft mit Wasserfall. In der Ortschronik von Furtwangen (Quelle 1, S. 591) wird das Vergleichsbild Variante 1 betitelt als "Strohflechterin in Furtwanger Tracht". Aus Laules Nachlassverzeichnis (Quelle 3) ist das Gemälde: "Furtwangerin in alter Tracht mit Furtwangen im Hintergrund " dokumentiert. Tatsächlich könnte die zweite Variante (Quelle 2, Seite 448), die Ölgemäldekopie nach der J. B. Kirner, dieses Bild sein. Bei dieser Laule zugeschriebenen Kopie ist eine Ortschaft mit Kirche und Hügellandschaft in den Hintergrund gemalt die mit Furtwangen der damaligen Zeit übereinstimmt. Die Tracht auf allen drei Gemälden ist identisch und somit dürfte die Tracht auch dieses Gemäldes die alte Furtwanger Tracht darstellen.
Johann Baptist Laule, der Kunst- und Uhrschildermaler, hat es geschafft mit wenigen groben Pinselstrichen ein Gesicht hinzuzaubern, dass uns heute noch anspricht. Bei diesem kleinen Gemälde handelt es sich um eine Ölstudie. Dafür sprechen die sehr groben Grundierungsschlieren die sich gerade im Gesichtsbereich, trotz der Malschicht, deutlich und je nach Blickwinkel auch störend für die Bildwirkung abzeichnen.
Laule hat seine Werke oft unsigniert hinterlassen. Wie kann man nun sicher sein, dass diese Bildchen von Laule ist?
Im Fall der jungen Strohflechterin hat der Käufer des Bildes auf der Rückseite, wohl aus der Erinnerung heraus, einen kurzen Lebnslauf von Laule wiedergegeben. Der wichtigste Satz steht auch gleich zu Beginn:
"Bild von Laule selbst gekauft A.H.D."
A.H.D. steht wohl für Arthur H. Duffner, der den Anschließenden Text Datiert "5/5.22" und mit "Arthur H. Duffner" signiert. Der Text geht weiter :"Der Maler dieses Bildes war der Ende der 80.er Jahre in Furtwangen in Schwarzwald verstorbene Uhrenschildmaler Laule. ..." Diese Angabe ist falsch. Laule starb am 01.Juni.1895. Es gibt allerdings einen furtwanger Schildermaler der Ende der 80iger Jahre verstarb:"Im Jahre 1889 den 26. November 8 Uhr abens starb in Gütenbach und wurde den 29. November 10 morgens hier beerdigt Romulus Kreuzer. Schildmaler, 76 Jahre alt, Witwer der verstorbenen Cöletina Siedle." (Quelle 4, S.40) Romulus Kreuzer am 1. Januar 1812 in Furtwangen geboren ist ähnlich alt wie Johann Baptist Laule. Beide sind später nach Schönenbach umgezogen. Die Mutter von Romulus Kreuzer ist eine gebohrene Maria Laule. Interessante Parallelen die ich aber nicht überbewerten will, vielleicht hat der Verfasser des Textes A. H. Duffner sich einfach falsch erinnert. Die weiteren Angaben des Textes scheinen stimmig zu sein. A. H. Duffner hat mit seiner niedergeschriebenen Erinnerung einen kleinen Zeitzeugenbericht hinterlassen, der auch trotz seiner Kürze und nur wenigen kleinen, bisher noch unbekannten Randbemerkungen, ein wichtigen Beitrag für das Gesammtbild Laules gibt. Vielleicht kann ich den Arthur H. Duffner auch noch ausfindig machen - bis jetzt ist mir das noch nicht gelungen.
P. Bartmanns Studiofoto aus Furtwangen zeigt ein Trachtenmädel mit Strohgeflecht. Mit 1891 ist es noch zu Lebzeiten von J. B. Laule entstanden. Die gestellte Studioszene darf man ruhig als Vergleich zur Ölstudie von J.B. Laule heranziehen, denn auch seine Ölskizze ist eine durchgestaltete, romantisierende Darstellung eines strohflechtenden jungen Mädel im Schwarzwald. Es scheint sich bei dem Foto zumindest nicht um ein Touristenfoto zu handeln wie man sie von um 1900 aus Triberg kennt. Dort warfen sich die Touristen in verschiedene Schwarzwälder Trachten, gerade auch in die Gutacher Tracht mit dem Bollenhut, und machten Erinnerungsfotos.
In der folgenden Fotogalerie sind ähnliche schwarzwälder Trachten wie die aus Furtwangen zum Vergleichen einzusehen.
"Da, lieber Leser, steht ein anderes Bild vor deinen Augen; wenige Stunden oberhalb Triberg, bei Furtwangen ist ihre Heimath.
Ob Sie eine Ehe- oder Wittfrau ist, weiß der Hinkende Bote nicht genau, aber eins von beiden, und jedenfalls eine gute Hausfrau, denn sie steht im Geflügelhof, und man sieht es ihr an, daß sie eine Freude hat an ihren Kuchlei, und eine rechte Sorge zu ihnen.
Der gelbe Strohut auf ihrem Kopfe ist eigenes Machwerk, denn sie ist aus der Gegend, in welcher neben Holzwaarenarbeiten und Uhrenmacherei besonders die Strohflechterei betrieben wird. Der Rock ist gelb mit farbigem Saum, die Schürze weiß mit Stickerei, das kurze Jäckchen violett, das Mieder roth mit blauen Schleife, die Strümpfe dunkelroth." Auszug aus dem badischen Kalender "Hinkender Bote 1857".
Um 1850 wurde im Großherzogtum Baden unterschiedlichste Arten des hausgewerblichen Schaffens gefördert. In Furtwangen bestand mit der neu gegründeten Uhrmacherschule eine Institution die zur Förderung der Uhrmacherei, der Schildermalerei und auch der Strohflechterei bei trug. Im Landwirtschafltlichen Wochenblatt des Großherzogtum Badens veröffentlicht die "Großherzogliche Direktion der Uhrenmacherschule Furtwangen Gerwig" (Quelle 6, S. 66) den Artikel:" Über die Bereitung von Geflechtstroh" (Quelle 6, S. 65-66). Darin geht Gerwig genauer auf den Anbau und die Weiterverarbeitung, speziell die Trocknung des Geflechtsstroh, ein.
Quellen: