Inzwischen ist meiner Sammlung zum Teilhaber Dominik Bleyler der Handelsgesellschaft Fürderer, Jaegler & Cie. so umfangreich, dass sie eine eigene Seite verdient. Die Sammlung umfasst 17 Briefe an Ihn und von Ihm. Die Briefe haben zum großen Teil privaten Inhalt aber eine Händlerfamilie kann sich ja fast nicht schreiben ohne auch das Geschäft zu erwähnen. Die Briefe wiederspiegeln das Zeitgeschehen im alltägliche Leben mit all den Feuden und den Leiden. Dominik Bleyler kann man schon zu den bedeutenderen Figuren im Handels- und Uhrengeschäft im Schwarzwald zwischen 1840 und 1870 zählen. Die Lebensdaten von Dominik Bleyler habe ich noch nicht alle überprüft. Einige Daten aus der Literatur scheinen mit den Angaben in den Briefen nicht übereinzustimmen. Da muss ich noch Klarheit schaffen. Die Briefe werden auf dieser Seite im ganzen abgelichtet und auch umgeschrieben, damit sie jeder problemlos lesen kann. Manch ein Wort bereitet aber auch mir Probleme beim lesen. Sollte mir ein Fehler beim umschreiben passiert sein, bitte mir kurz eine Rückmeldung geben, damit ich ihn berichtigen kann. Die Briefe werden so nach und nach veröffentlicht und chronologisch eingeordnet.
Privater Brief an Dominikus Bleyler, Gutenbergplatz 58 in Straßburg, vom 14. Dezember 1847 mit kompletten Inhalt von seiner Frau Maria Bleyler.
Inhalt: (3 Seiten)
Maria Bleyler ist schwanger. Ihr schmeckt der Wein und der Kaffee aber sie fühlt sich nicht wohl. Das gemeinsame Kind möchte ein Wägelein zu Neujahr.
Neustadt am 14en Dezember 1847
Mein heißgeliebter Gatte,
guter und geschätzter Dominikus!
Dein Angenehmes v. 8ten d. M. wurde mir seiner Zeit,
ich will nun diesen Nachmitag zur Beantwortung verwenden.
Ob der Frucht einkauf gewißenhaft durch Gr. Keller besorgt
worden sey, fragst Du mein Guter. Was kann ich Dir drauf
erwiedern, nichts, als die Versicherung Gr. Kellers selbst, daß wir
gewiß mit den früchten zufrieden sein werden, ich zog vor, bis jetzt
noch das Brod zu kaufen, da die Preise seither noch ein wenig
gefallen sind, ich kann daher noch gar nichts vortheilhaftes von
der Frucht erwähnen, bis sie zur Mühle komt.
Meiner Kaße zum Nutze, unterlaße ich gerne die Fertigung
der Stühle, die 48f hätten ihr nicht gut gemacht, ich habe diese
Weihnachten ohnehin noch Ausgaben genug, Du wirst sagen, ich habe
übel gewirtschaftet, lieber Dominikus, und ich entgegne Dir, Du
habest übel gerechnet, hätte ich die Kosten und Schwierigkeiten des
Bauens gewußt, wahrhaftig mein alter Heerd würde noch stehen,
wenn schon meine jetzige Küche zu meiner vollen Zufriedenheit,
und zu jedermanns Beyfall ausgefallen ist.
Wir haben 45 Sester b. M. schwere Frucht gemacht, man könnte
sie gut unter die anderen zu Brod (?) gebrauchen, da wir aber sehr
wenig Erdäpfel haben, und unser Schwein so wie auch die Kühe manch-
mal viel Hunger haben, werde ich sie wohl für die Thiere brauchen
müßen. Nun zu etwas Anderen.
Hr. Keßler habe ich noch nie gesehen, er soll einmal hier
gewesen sein mit Spiegelhalder, aber gleich wieder nach Verpackung
einer Kiste im Kreuz, sich nach Lenzkirch begeben haben.
Roman Kohler ist verfloßenen Sonntag mit Deiner Schwester
hier gewesen, um die Hälfte ist er ungefähr leichter geworden, sonst
ist er wieder gesund, er sagte, in 12 a 14 tagen wolle er wieder
nach Mühlhausen, er gehe über Strasburg Euch noch zu besuchen.
So verzichtest du ganz auf den Wein mein Lieber Gatte, und
mir schmekt er seit einiger Zeit vorzüglich gut, so wie auch der Kaffee,
ich getraue mir aber auch nicht viel oder oft zu drinken, da ich
immer Schmerzen in den Gliedern und im Rüken habe, manchsmal
kommts auf die Brust, ich fürchte mir immer vor dem Aderlaßen,
und will es einmal ohne diese propiere wenn es immer möglich ist;
einige Tage kanns mir oft ganz gut sein, dan weiß ich wieder oft
nicht, wenn ich die Hebamme holen laßen muß, ich kann sehr wenig mehr
schlafen, und auch oft einen Tag beinahe nicht mehr gehen, ich bin
immer fort in Angst und würde bald meine Entbindung wünschen,
wenn nur Du auch zu mir zu wünschen wärst, so aber zähle ich
bag alle Tage, bis zur Zeit wo ich glaube, daß Du eintreffen kannst,
und bete zu Gott, er möge mir noch so lang Kraft und Muth verleihen,
um auszuhalten bis zur völligen Reise und zur Ankunft meines lieben
Dominik. Wenn Du wieder einmal hier bist, und wir gesund und
wohl, so hoffe ich, Du werdest auch beym Weintinken wieder ruhig
und sanft schlafen, was macht das kalte Wetter Deinen Augen, sind
sie wieder ganz gut?
Mein Gäthe grüßt Dich auch vielmal, er ist mit Spiegelhalder
mit langer Zeit einig geworden, der Preis war ihm gar zu nieder
besonders da er immer zu thun genug hat, sobald er Kettenräder von
Spiegelhalder erhält, wird er ein Dutzent liefern, er bekommt sie
aber erst wenn Spiegelhald. wieder von Triberg kommt in 14 Tagen.
Unser Kind ist wohl und gesund, ich erzählte ihm, daß es vom
Vater ein Neujahrgeschenk bekäme, wenn es brav und folgsam sey,
und fragte, was es wünsche, dann sagte es, zuerst ein Wägelei zum
Spazierenfahren, unser´s Nachbars Haitzen (?) haben ein Kinderwägelein
wo sie der Magd ihr Kind darin ziehen, nun will unsers, wenn es
sieht, auch aufsitze, dan sagt ihm Marianna, der Vater schike
ihm ein schöneres, dan müße es Nachbars Mädele auslachen, nun
stekt ihm dies immer im Kopf, ich sagte ihm, mann könne ihm Winter
nicht spazieren fahren, es bekomme ein Wägele im Sommer, dann
wolle es ein Mäntele, oder eine Gugula guten Brod, dies ist
nun das erwünschte von unserm Kinde, ich gebe ihm manchsmal
eine Zwetschke, dan sagt es, sie sey vom Papa, oft in der Nacht
will es Gugula vom Papa, ich muß ihm dan etwas holen oder
es macht Lärm. Mein Neujahrsgeschenk erwarte ich mit deiner
Ankunft, wen es mir vergönt ist, dich bis zum erwähnten Zeitpunkte
begrüßen zu können, ist mein heißester Neujahrswunsch erfüllt.
Neuigkeiten weiß ich keine, als das unser Herr Nachbar Dorer
Herr Engelbert Helmuth heute bey Amt angeklagt hat, welcher ihn am
Sonntage im Rausche Schelm und Stroch gescholten hat.
Lebe nun wohl, lieber guter Dominik, genehmige nebst
vielen Grüßen von Vater Marianna und Vetter Blessing auch
meine herzlichste Begrüßung, Dich tausend mal küßend und umarmend
verbleibe ich
Deine Dir treuanhangende heißliebende Gattin
Maria Bleyler.