Der Schwarzwälder Uhrenhandel in Italien

Lackschilduhr für den Italienischen Markt vom Uhrenhändler M. Willman (Turin)
Lackschilduhr für den Italienischen Markt vom Uhrenhändler M. Willman (Turin)

Der Erfolg der Schwarzwälder Uhrmacherei lag wesentlich im Handel der Erzeugnisse in nahe und weit entfernte Länder. Nach Sachsen, Preußen, Mecklenburg, Holland, Frankreich, England aber auch bis nach Amerika und Australien in Übersee ging die Reise. Manche Länder liegen so nahe und man wundert sich, dass es so wenig Uhrenhandel mit ihnen gegeben hat. Eines dieser Länder ist Italien. Romulus Kreuzer schreibt 1856 in seiner Denkschrift über den Uhrenmachenden Schwarzwald:"In Italien selbst sind wenige oder vielleicht gar keine Schwarzwälder Uhrenhändler, wenigstens kenne ich keine." (Quelle1, S.83)

 

Lackschilduhr um 1860 mit Händlersignatur: M. Willman Torino

Bemerkung: Die Rückwand des Uhrwerkes wurde erneuert.


Der UhrenHändler M. Willman

Signatur vom Uhrenhändler M. Willman in Turin
Signatur vom Uhrenhändler M. Willman in Turin

Dass es doch einen, wenn auch geringen Handel mit schwarzwälder Uhren in Italien gab, zeigt uns diese Lackschilduhr.

Grade weil so wenige Händler in Italien waren, ist es nicht schwer diesen M. Willman zu identifizieren.

 

Es handelt sich um den Neustädter Michael Willman der seit mindestens 1844 in Turin als Händler tätig ist. Ab 1860 kann ich Ihn bis jetzt nicht mehr nachweisen.

 

 

 


die Verzierungstechniken

Detail des Uhrenschildes, letztes Abendmal mit Jesus mit Johannes, Umdrucktechnik
Detail des Uhrenschildes, letztes Abendmal mit Jesus mit Johannes, Umdrucktechnik

Die Verzierungstechniken des Lackschild heben sich von den sonst gängigen ab. Der Aufbau ist erst einmal klassisch mit Kreidegrund und Bleiweiß. Über das Weiss wurde dann deckend das Schwarz aufgetragen. Der Ziffernring und ein rechteckiges Fenster im Bogen des Schildes sind ausgespart. Aus der Weißen Umradung, die sonst die lasierende Malerei trägt, ist nun ein schwarzer Grund geworden aus dem sich das weiße Zifferblatt deutlich absetzt. In die Quadratische Aussparung im Bogen ist ein farbiger Druck aufgebracht. Dieser benötigt das Weiß des Grundes um die Farben erstrahlen zu lassen. Die Ornamente in den Zwickeld des Schildes sind mit dicker Farbe aufgetragen um das Schwarz zu überdecken. Die oft in blau ausgeführte Konturlinie, die die Form des Lackschildes Wiederhohlt, ist hier durch einritzen in den schwarzen Grund erfolgt und zwar so tief, bis das Weiss unter der schwarzen Farbe wieder zum vorschein kommt.

Aufgrund der Verzierungstechniken datiere ich die Uhr um 1860.


Boullemarketerie aus dem Schwarzwald

Schwarzwälder Uhr mit Surrer Werk, um 1870
Schwarzwälder Uhr mit Surrer Werk, um 1870

Sind bei der vorhergehenden Lackschilduhr die Ornamente aufgemalt, hat der Schwarzwald auch Uhrenschilder mit Einlegearbeiten geliefert. Vorbild für die auffallende Verzierungstechnik sind sicherlich die unter Boullemarketerie oder Boulletechnik bekannten Einlegearbeiten aus Zinn, farbig unterlegtem Schildpatt und Messing. Bei dieser Uhr wurde nicht nur das Holzschild geschwärzt, sondern auch das Holzgestell, die Seitentürchen und die Rückwand.

Hersteller unbekannt.

Herstellungszeitraum um 1860 -1870

 


Surreruhrwerke für Italien

Uhrwerk mit Surrer und Wecker, Schwarzwald 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Uhrwerk mit Surrer und Wecker, Schwarzwald 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Aus Italien, Brugherio und Cerveteri, stammen diese zwei Schwarzwaldührchen. Die Ührchen haben die gleichen Maße, Verzierungstechniken und Uhrwerke, deshalb darf man von ein und demselben Hersteller ausgehen. Das Uhrwerk ist ein Surrerwerk mit Wecker. Wohl nicht im Schwarzwald erfunden aber innig mit der Schwarzwälder Uhrmacherei verbunden ist diese Technik des Surrers, eine besondere Konstrukion des Viertelstundenschlagwerkes. Der Surrer ermöglicht es, wie bei einem Rechenschlagwerk, die Uhrzeit zusätzlich zum Selbstschlag beliebig oft abzurufen. Mit der Kopplung an das Zeigerwerk kommt beim Stellen oder Verdrehen der Uhrzeit das Schlagwerk nicht aus dem Takt. Die meisten dieser Schwarzwälder Surrer sind mit einer Schlagabschaltung versehen. Eine Einrichtung die uns heute wohl als die Wichtigste bei dieser Uhrensorte vorkommt. Beim Schlagen werden erst die Stunden auf die große Glocke und dann die Viertelstunden auf die untere kleinere Glocke geschlagen. Zur vollen Stunde werden keine Viertel geschlagen, es ertönt nur der Stundenschlag. Das Besondere an diesem Surrer ist die kompakte Bauweise die es auch erlaubt ein kleines Uhrenschild zu montieren.

Maße:

Schildhöhe: 24 cm

Werk:  H: 12cm x B: 14,3cm x T: 11,2cm


Quellen

  1. Franz Herz; Helmut Kalert:" Vom Hausgewerbe zur Uhrenfabrik, Romulus Kreuzer (1856) und Franz Reuleaux (1875) zur Lage der Schwarzwälder Uhrmacherei"; Furtwanger Beiträge zur Uhrengeschichte; Band 5;