Restaurierung und Konservierung von Technischen Feingeräten am Beispielen von Gangmodellen der Uhrmacherschule Furtwangen

Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925
Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925

Feinmechanisches Gerät bedarf einer besonders feinfühligen und vorausschauenden Restaurierung. Schnell ist etwas verbogen, abgebrochen oder verloren gegangen. Eine besondere Bedeutung hat die Dokumentation des Vorzustandes. Sie ist oft die einzige Quelle zum Nachschlagen, wenn nach der Restaurierung Fragen bei der Montage auftreten. Auf dieser Seite werden im Laufe der Zeit einige Restaurierungsarbeiten an Gangmodellen der Uhrmacherschule Furtwangen vorgestellt. Sie sollen Möglichkeiten aufzeigen wie die Bearbeitung von solchen Feingeräten erfolgen kann. Den Anfang macht das Gangmodell mit Freiem Kolbenzahn-Gang. Die Messingoberflächen sind durch Vergoldungen besonders veredelt. Die Platinen erhielten auf den Sichtseiten eine Mattvergoldung, die Innenseiten, das Räderwerk und die Bestandteile des Ganges sind Glanzvergoldet.


Gangmodell: Freier Kolbenzahn-Ankergang

Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, vor der Restaurierung
Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, vor der Restaurierung

Zustand vor der Restaurierung:

Auf den ersten Blick fällt die gebrochene Glasscheibe ins Auge. Gebrochen aber nicht ausgebrochen. Die körnig versilberten und dann vergoldeten Oberflächen sind vor allem auf der Bodenplatte stellenweise sehr dunkel angelaufen. So etwas kann man auch belassen aber je dicker die Auflagerungen werden desto mehr ist die Oberfläche darunter angegriffen. Fingerabdrücke haben sich in den Dosenrand eingefressen. Die Lagerstellen sollten vom alten Öl befreit und neu geölt werden.

 

Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen um 1925, Arbeitsfoto nach der Restaurierung
Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen um 1925, Arbeitsfoto nach der Restaurierung

Während der Restaurierung

Die Maßnahmen sollten sich auf eine Reinigung, Reduzierung der Auflagerungen, Konservierung und Ölen der Lagerstellen beschränken. Vorausschauendes Arbeiten bewirkte bei diesem Gangmodell, dass es nicht komplett zerlegt wurde. Das Gangrad, der Anker und Doppelrolle sitzen so fest auf der Welle, das trotz mehrmaligen Versuchen mit unterschiedlichsten Werkzeugen und Hilfsmittel sie nicht abzuziehen waren. Dann muss man rechtzeitig sagen: „Stopp!". Eine Erklärung für den so festen Sitz ist das aufpressen nach dem Vergolden. Das Gangmodell kann auch ohne vollständige Demontage ausreichend gereinigt werden und selbst bei einem ab und an Vorführen im ungereinigten Zustand entsteht in den Lagerstellen nicht so viel Schaden wie bei einem gewaltsamen Abnahm der Gangelemte entstehen könnte. Auf den matt vergoldeten Oberflächen wurden Schritt für Schritt die Auflagerungen so weit reduziert, bis ein einigermaßen gleichmäßiges Niveau erreicht war. Zu den Reinigungsmitteln nur so viel: kein Ammoniak oder sonstige Komplexbildner, sondern Lösemittel und reinigungsaktive Substanzen verwende ich. Kein Ultraschall und auch keine auf nasszierenden Wasserstoff beruhende Reduktionsverfahren werden von mir eingesetzt. Die Oberflächen welche beim Hantieren mit dem Gangmodell angegriffen werden könnten, sind mit einem Hartwachs konserviert. Die Dose wurde ebenfalls gereinigt und konserviert aber zusätzlich musste auch das zerbrochene Glas gesichert werden. Über ein Ersetzen des Glases kann man mal nachdenken aber belässt es am besten dabei.

 

Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, nach der Restaurierung
Gangmodell Freier Kolbenzahn-Ankergang, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, nach der Restaurierung

Nach der Restaurierung

Im Endzustand zeigt das Gangmodell wieder schön den Kontrast von Mattvergoldung, Glanzvergoldung und hochglanzpolierten Stahlteilen. Das "Spinnennetz" gibt dem ganzen noch eine bisschen was charmantes. Die Lagerstellen sind gereinigt und mit neuem Öl versorgt. Jetzt läuft es fast zu gut. Die Unruhe macht bei gut aufgezogener Feder einen zu großen Bogen und der "Auslösestein" schlägt am Endpunkt der Schwingung am Anker an. Vielleicht wurde eine zu starke Feder eingebaut.

 

 


Gangmodell: Chronometergang mit Gangfeder

Chronometergang mit Gangfeder, Gangmodell Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, vor der Restaurierung
Chronometergang mit Gangfeder, Gangmodell Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, vor der Restaurierung

Zustand vor der Restaurierung:

Das Gangmodell ist von den Oberflächen und Korrosionen her gesehen in einem guten Erhaltungszustand. Es fehlen zwei Füßle, das Sperrrad und der Aufzug. Die Aufzugsfeder ist an ihrem inneren Ende verbogen. Das Öl hat im Laufe der Zeit die Lackierung angegriffen und sie löst sich an den geölten Stellen wie z.B. am Gangrad oder rund um die Lagerstellen. Ziel der Restaurierung ist die Reinigung, Reparatur der Aufzugsfeder und alle vorbereitenden Maßnahmen um ein Filmchen von dem Gangmodell drehen zu können.

Chronometergang mit Gangfeder, Detailfoto
Chronometergang mit Gangfeder, Detailfoto

Währen der Restaurierung

Der abgelöste Lack an den Lagerstellen oder dem Gangrad konnte nicht gehalten werden. Das innere Federende ist wieder gerichtet. Ergänzung der Fehlenden Teile wird nicht durchgeführt.

Chronometergang mit Gangfeder, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, nach der Restaurierung
Chronometergang mit Gangfeder, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925, nach der Restaurierung

Nach der Restaurierung

Das Gangmodell ist gereinigt, neu geölt und Ersatzteile wurden beschafft um die Feder für ein kurzes Filmchen aufziehen zu können. So kann  das Gangmodell auch in Aktion dokumentiert werden.


Gangmodell: Freier Spitzzahnankergang

Freier Spitzzahnankergang, Gangmodell Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925
Freier Spitzzahnankergang, Gangmodell Uhrmacherschule Furtwangen, um 1925

Zustand vor der Restaurierung:

 

in Bearbeitung