Der Schildmaler oder Lackschildmaler war der hausgewerbliche Beruf im Schwarzwald der Holzbrettle bunt bemalte und sie mit Zahlen versah bevor sie dann als Zifferblatt an das Uhrwerk montiert wurden. Er ist es auch, der durch seine Bemalung der billigen Schwarzwälder Uhr die Attraktivität gab um sie in der ganzen Welt zu verkaufen. Von ca. 1800 bis ca. 1870 war die Glanzzeit dieses Gewerbes. Danach nahm, wegen neuer technologischen Verfahren um die Schilder zu verzieren und neuer Uhrenformen, die Bedeutung dieses Berufes immer mehr ab. Farbenfroh und mit einer Leichtigkeit die heute kaum noch zu erreichen ist, sind die Schilder mit Mustern, Säulen, Architektur, Blumen, Früchten, Tieren und figürlichen Szenen bemalt.
Zwei Lackschilder die in ihrer Gesamterscheinung aus Farbwirkung und Formensprache mich dazu ermutigen, beide Schilder dem gleichen Schildermaler zuzuordnen. Zwei völlig gleiche Lackschilder, in der "klassischen" Maltechnik ausgeführt, sind mir bis jetzt noch nicht begegnet. Bei den "Stuckschildern" und den späteren Schildern ab ca. 1865, bei denen vermehrt auch Abziehbilder zum Einsatz kamen, findet man durchaus gleiche Schilder. Eines der Schilder trägt neben der Signatur des Uhrmachers auch die Signatur des Schildermalers: Peter Hettich. Dieses Lackschild ist in der folgenden Bildergalerie näher vorgestellt.
Ab den 1850er Jahren liefert der Schwarzwald Kastenuhren deren Schilder eine neu malerische Qualität erreichen. Die Gemälde sind meist auf Eisenblech aufgetragen und in Kästen von unterschiedlichster Gestaltung eingebaut. Das Zifferblatt selbst ist emailliert oder ebenfalls gemalt und wird meist von einem geprägten Messingrähmchen umfasst. Die hier vorgestellte Uhr mit breitem, schwarz polierten Rahmen, zeigt uns eine handwerklich gekonnt ausgeführte romantisierende Phantasielandschaft mit Haus am Meer.
Der Lackschildmaler Mathias Faller gehört zu den herausragenden Lackschildmalern aus dem Schwarzwald. Er war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Furtwangen als Schildermaler tätig. Der ein und andere wird bemerken, dass das Schild der vorgestellten Uhr wohl nicht ganz komplett ist. Auf der rechten Seite ist ein Teil abgebrochen und nicht erhalten, aber was ist mit dem typischen Bogen passiert? Alle noch erhaltenen drei Seiten des Schildes sind bemalt, so auch die obere Kante. Dort finden sich auch zwei mit Draht verstärkte Löcher. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten für die Interpretation. Eine Möglichkeit wäre, dass in den zwei Löchern eine Bekrönung aufgesteckt war, eine andere Möglichkeit ist, dass die Uhr in einen Kasten eingebaut gehört und in die Löcher Stifte zur Fixierung der Uhr eingesteckt wurden. Vielleicht taucht irgend wann mal eine Uhr auf, die eine Klärung liefern kann. Feststellen lässt sich aber est mal, dass das Lackschild in quatratischen Form ausgeführt wurde.
Mathias Faller hat bei diesem Lackschild eine recht seltene Verzierungstechnik verwendet. In den vier Ecken des Lackschildes ist jeweils ein rundes, vegetabiles Zierornament aus geprägtem Eisenblech aufgenagelt. Ob diese Appliken auch eine Veredlung der Oberflächen hatten kann ich nicht mehr feststellen, die Korrosion ist bereits zu weit vorgeschritten.
Im 19. Jahrhundert gab es auch im Schwarzwald Künster die herausragendes geschaffen haben. Dazu gehört der Furtwanger Maler Johann Babtist Kirner (25.06.1806 -19.11.1866). Manch ein Talent wurde auch an der Uhrmacherschule angestellt, um die künstlerische Ausbildung der Lehrlinge zu übernehemen, oder es wurden Uhrenentwürfe von Ihnen angekauft.
Aus England hat diese Lackschilduhr den Weg zurück in den Schwarzwald gefunden. Das besondere an dieser Uhr ist nicht nur der Riss durch das Zifferblatt, sondern die besondere Größe: 47cm Hoch und 335 mm Breit. Die Größe ist angelehnt an die Schilder englischer Standuhren. Die Farbgebung ist mit dem rotbraun eher dezent. Hinter dem Zifferblatt wurde ein 24stündiges Uhrwerk mit Wecker verbaut. Das bedeutet auch, dass das Schild deutlich teurer war als das Uhrwerk.
Ein Grund für den Ankauf der Uhr war die Reparatur. Ein Kupferblech ist in drei Teile geschnitten und mit Schlitzschrauben halten diese das Schild zusammen. Es könnte sein, dass vor dem Aufbringen der Blechstreifen schon eine Fixierung der Schildteile mit einer Stoffhinterklebung erfolgte. Dieser "ehrliche" Umgang mit dem Schaden am Lackschild hat den großen Vorteil, dass auch in 200 Jahren keine erneute Überarbeitung nötig sein wird. Würde das Schild zusammengeleimt und der Riss retuschiert, würde das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder Nachbesserungen mit sich bringen. Seitlich ist ein Reparaturvermerk den ich nicht ganz entziffern kann: Cleand June 1822 (1832) ...
Von den vielen Lackschildmalern des Schwarzwaldes heben sich manche durch ihr Talent und Schaffenskraft ab. Sie schufen Ölgemälde meist auf Blech gemalt für Flötenuhren, Rahmenuhren und Bahnwärterhäusleuhren. Diese größeren und kleineren, in zügiger Manier gearbeiteten Ölbilder sind sehr selten signiert. Neben dem Anfertigen von Uhrenschilder verdienten sie ihr Geld auch mit Portrait-, Landschaft- und Genregemälden. Das hier vorgestellte Landschaftsgemälde auf Blech, zeigt die neue Kilbenstraße am Ortseingang von Gütenbach (Größe: Breite: 24,3cm, Höhe: 18cm). Es dürfte um 1860 entstanden sein. Obwohl es keine Signatur trägt, will ich den Künstler in den Schwarzwald verorten und es einem dieser gut ausgebildeten Schildermaler zusprechen.
In manchen Regionen signierte der Uhrenhändler gerne mit seinem Namen und Adresse auf den Lacksschilder. So ist es heute noch möglich, die Lackschilduhren den Ländern zuzuordnen in denen sie verkauft wurden. Zwei herausragende Länder in denen gerne und viel signiert wurde waren Frankreich und England. Für beide dieser Länder wird im Laufe der Zeit eine Auswahl an Lackschilduhren veröffentlicht, die ein Einblick geben in die Vorlieben für die jeweilige Schildergestaltung.
Eine eher seltene Variante des Lackschildes ist das Rechteckige. Bei den wenigen Schildern die ich bis jetzt gesehen habe, war immer ein Gebäude mit Hügeln und Bäumen über dem Ziffernring aufgemalt. Der Leistenrahmen ist auf das Lackschild aufgenagelt. Uhrmacher und Schildermaler sind nicht bekannt. Anhand der Maltechnik und des Leistenrahmen dürfte die Uhr um 1860 bis 1890 hergestellt worden sein.
Maße Schild:
Höhe: 22,5 cm
Breite: 18,5 cm
Die bedeutendste zeitgenössische Quelle zur Lackschildmalerei im 19. Jahrhundert, ist die Abhandlung von Adolph Poppe, Lehrer der Technologie und Mathematik in Frankfurt am Main, zur Schwarzwälder Uhrmacherei aus dem Jahre 1838. Veröffentlicht wurde seine Abhandlung in drei Abschnitten in Dr. Johann Gottfried Dingler`s: "Polytechnisches Journal"; fünfunsiebenzigster Band; Jahrgang 1840; Heft 4 und 5. Auf der zugehörigen Kupfertafel werden die Maschinen und Werkzeuge der Schwarzwälder Uhrmacher detailgetreu wiedergegeben.
Für den interessierten Leser ist die gesamte Abhandlung von Dr. Adolph Poppe auf einer eigens eingerichteten Webseite veröffentlicht. Durch einen Klick auf die Titelseite des Polytechnischen Journals gelangen Sie direkt dorthin.
Fidel Hepting aus Furtwangen war ein herausragender Schidermaler. Ich habe für Ihn eine eigene Seite eingerichtet. Mit einem Klick auf das Foto gelangen Sie direkt zur Seite: Fidel Hepting
Am 7. Dezember 1879 bestellte der Schramberger F. Brunenkant (Württemberg) beim Schildmaler A. Mayer in St. Georgen (Baden) 16 Uhrenschilder. Welchen Beruf F. Brunenkant ausübte konnte ich noch nicht herausfinden. Das interessante an der Bestellung ist, dass er auch die gewünschten Motive, nämlich Landschaften, mit angibt.
Auf der Textseite ist zu lesen:
"Senden Sie mit wendung der Post
12 St Holzschild 6" Landschaften
2 St Holzschild 8"
2 St Holzschild 9"
Achtungsvoll F. Brunenkant"
Beispielhaft sei eine Zeile ausgeschrieben:"12 Stück Holzschilder Größe 6 Zoll mit Landschaften"
Neben den Uhrenschildern haben die Schildermaler auch Ziertafeln z.B. Hochzeitstafeln, mit den Daten der Eheleuten, oder, wie hier beispielhaft zu sehen, Spruchtalfeln angefertig. Der Platz ist auf diesen Tafeln nicht so beengt wie auf den Uhrenschildern und ich habe manchmal den Eindruck, hier konnten sich die Schildermaler austoben und zeigen was sie konnten. Zwei reich gestaltete Blumenbuketts flankieren den Tafelspruch. Wer sie genauer betrachtet kann eine Hülle und Fülle von einer sich scheinbar nie wiederholenden Blütenvielfallt entdecken.
Ab den 1850ger Jahren werden im Schwarzwald im großen Maßstab mit Drucken beklebte Bleche als Uhrenschilde verwendet. Die Lackschildmalerei, wie sie auch Fidel Hepting betreibt, bekommt dadurch und durch viele andere Neuerungen wie z.B. das Porzellanschild immer mehr Konkurrenz und ich meine ab den 1860ger Jahren ist die große Zeit der Lackschildmaler vorbei. Geendet hat sie nie, auch heute noch kann man Lackschilduhren kaufen. Auf dem Foto ist eine frühe Postkarte vom 10.03.1874 (Einführung der Postkarte mit aufgedruckter Briefmarke, sogenannte Ganzsache, war im Deutschen Reich am 1. Januar 1873) an die Blechlakierfabrik Dold und Hettich in Furtwangen zu sehen.
an:
Herrn Dold & Hettich in Furtwangen badischer Schwarzwald
"Ich pressire Hauptsächlich auf bestellte Blechgemälde & Zifferblätter ["..."] & bitte Sie mir diese beiben Artikel sofort bei Ansicht Dieß per Eilgut zugehen zu lassen. Achtungsvoll ["..."]