In den 1850er Jahren entstanden im Schwarzwald viele neue Ideen, um die Uhrmacherei in neue Höhen zu heben. Diese Rahmenuhr ist ein Kind dieser Zeit. Entstanden um 1860, ist das Uhrenschild kein Lackschild, sondern ein auf Blech gemaltes Ölgemälde. Ein schwarzer, hochglanzpolierter Rahmen mit schmaler Goldkante lenkt den Blick auf ein Ölgemälde, in dem gleichgwichtig, oberhalb der Bildmitte, das Zifferblatt wie der Vollmond im Himmel steht. Durch dieses entrücken des Zifferblattes aus der Mitte in den oberen Teil des Uhrenschildes entsteht der Platz für den Hauptteil des Gemäldes: Die Gemsjagd. (ab jetzt mit e)
Hinter dem Zifferblatt montiert ist die neue Innovation aus Furtwangen, Federzugwerk mit 8 Tage Gangdauer, Messingplatinen und Massivtrieben vom Uhrmacher Salomon Heim (Furtwangen).
Der Schildermaler ist unbekannt.
Samuel Heim war um 1860 Zugfederuhrenmacher in Furtwangen. Seine Ausbildung hat er wohl nicht an der Uhrmacherschule Furtwangen genossen, denn er wird nicht als Lehrling aufgeführt.
Das Uhrwerk:
Mitte des 19. Jahrhunderts ist es nicht mehr die Herrschaft, die ins Gebirge zieht, um Gemsen zu jagen:
"Wenn etwa ein Verehrer der gewöhnlichen noblen Passion mit den Gemsenjägern in`s Hochgebirge geht, so steht er zwichen Schlund und Eis mit seinem gewichsten Barte wie ein armseliger Stümper da und merkt bald, daß die Gemsenjagd keine Sache für ihn ist. Die rechten Gemsenjäger gehören der weniger bemittelten Klasse an; es sind zähe, höchst genügsame, wetterfeste Leute, vertraut mit den Details der Gebirgsmassen [...]. Der Jäger bedarf eines scharfen Gesichtes, eines schwindelfreien Kopfes, eines abgehärteten Körpers, der die Unbilden der Eisregionen wohl zu ertragen vermag, eines kühnen und dabei doch äußerst kühlen Muthes, eines umsichtigen, schnell berechnenden Vertandes, und zudem einer guten Lunge und ausdauernden Gliederkraft." (Quelle 1, S.121)
In dieser Beschreibung des Gemsjägers mag sich auch der ein oder andere Schwarzwaldwälder, im nachrevolutionären Baden der 1850er Jahre, wiedererkannt haben.
Welche Vorlage dem Schwarzwälder Schildermaler gedient hat, die Gemsenjagd so wieder zu geben, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Die nachfolgenden drei Graphiken aus der Zeit um 1850 sollen einen Einblick in die reichhaltige Quellenlage geben.
Lithographierte Abbildung aus dem Bericht "Die Gemsenjagd", erschienen in: "Erinnerungen an merkwürdige Gegenstände und Begebenheiten", Prag 1851 (Quelle 1, S.120).
"Obwohl eine Gemse an sich keinen großen Wert hat, [...] ist sie dennoch Gegenstand einer Jagd geworden, die an Mühseligkeiten und Gefahr alle anderen übertrifft, und von den Alpenbewohnern mit der größten Leidenschaftlichkeit betrieben wird, obwol nur wenig Gemsenjäger eines natürlichen Todes sterben, mit unverstümmelten Gliedern aus der Welt gehen, oder ohne Krüppel zu werden, ein höheres Alter erreichen." (Quelle 2, S.105)
"Die Gemse", so heißt der Beitrag in Carl Hoffmann`s: "Das Buch der Welt, 1851" (Quelle 2, S. 104-107) zu dem diese kolorierte Graphik mit veröffentlicht wurde.
"Hat er nun ein Rudel Gemsen auf der Weide, oder deren ziegenartige Fährten entdeckt, so wartet er ruhig hinter einem Felsstücke ab, ob sie sich von der Weide in das Gebirge zurückziehen, wo er ihnen den Weg abschneidet, und aus seinem verborgenen Hinterhalte mit kaltem Blute eine hinwegzuschießen trachtet [...]." (Quelle 2, S. 105)