Das Freundschaftsalbum der Bertha Kromer (Neustadt im Schwarzwald 1854 bis 1868)

Bertha Kromer aus Neustadt (Schwarzwald), Freundschaftsalbum von 1854 bis 1869
Bertha Kromer aus Neustadt (Schwarzwald), Freundschaftsalbum von 1854 bis 1869

Das Freundschaftsalbum der Bertha Kromer hat Einträge von 1854 bis 1868 aus Freiburg, Neustadt, Friedenweiler, Lenzkirch und Donaueschingen. Zur Bertha Kromer und ihrem Werdegang kann ich noch nichts schreiben. Es scheint aber sie war eng verwandt mit dem Handelshaus Paul Kromer & Söhne in Neustadt.

 

Im Laufe der Zeit sollen alle Einträge des Albums veröffentlicht, und sobald ich was zu Bertha Kromer herausbekomme, auch die Persönlichen Daten ergänzt werden.

 


Johann Baptist Dilger aus Neustadt

Johann Baptist Dilger, schwarzwälder Mädchen Kartoffeln schälend, Tuschezeichnung, Neustadt 1855
Johann Baptist Dilger, schwarzwälder Mädchen Kartoffeln schälend, Tuschezeichnung, Neustadt 1855

Johann Baptist Dilger, Maler in Neustadt im Schwarzwald, hat seinen Eintrag von 1855 mit der Federzeichnung eines Kartoffeln schälenden Schwarzwaldmädchens und dem Spruch:"Ehalt dir Gott di Friedli!" ausgestaltet. Da dieser Eintrag zu den bedeutendsten und schönsten zählt, ist die Zeichnung in vergrößerter Form an den Anfang der Webseite gestellt. Informationen zur Graphik, Maler und der Eintrag von Baptist Dilger werden in nächster Zeit hinzugefügt.


Schwarzwaldpoesie

Die Blätter des Freundschaftsalbum sind der Seitenzahl nach geordnet und nicht chronologisch, so als ob man das Album selbst durchblättert. Die leeren Seiten sind weggelassen.


Seite 1

Motto

Wer nie noch hat gesungen

Von Liebe, Freundschaft, Jugend,

In den ist nicht gedrungen,

dem ist noch schlecht gelungen

der Höchsten Höchste Tugend.

....


Seite 5

Von Deiner Freundin Josephine Rösch

Freiburg im Dezember 1854

Sieh dieses Zweiglein zart und fein,

Ich pflanz es vor dein Fensterlein,

Hinsterben muß es oder sich

Anschließen fest und inniglich.

 

Wohl lohnet es mit frischem Grün,

Jedwedes freundliche Bemüh´n

Und pflegst Du es nur dann und wann

So wächst es sicher stets heran.

 

Doch wenn Du sein auch gar nicht denkst

Ihm kaum ein Tröpflein Labung schenkst

So nimmt es dennoch seinen Lauf,

Mit schwacher Kraft zu Dir hinauf;

Und läßt nicht nach durch alle Zeit

Von Treue und Beharrlichkeit.

 

So bleibt ein Herz an Liebe reich

In Glück und Leid sich treu und gleich

Es kann nicht werden seinen Blick

Weißt man sein Lieben auch zurück.

 

Und wo das Epheu einmal sich

hat angeschmiegt recht inniglich

Da trennt kein Frost kein Sturm es ab

diesselbe Stelle wird sein Grab.

 

So ist auch treuer Liebe Sinn

Drum blickst Du nach dem Zweiglein hin

So denk es ist der Freundin Bild

Das sich in dieses hat gehüllt.


Seite 6

Flora Hensler

Freiburg im November 1854

Violenblau

Im Wundereinklang ist das Leben

der Menschenbrust mit der Natur,

Was jener als Gefühl gegeben

Geht hier in lichter Farbenspur

der Blätter Grün, das uns in Lenzen

Mit neuer Lebensfülle freut,

Wird hier zu ewgen Hoffnungskränzen

zur Ahnung einer beßeren Zeit.

Des tiefen Himmels klare Bläue,

der Lüfte dunkle Harmonie,

Du findest sie als heilge Treue

In deines Herzens Poesie.

Des Morgenrothes Prachtgefieder

Das uns der Tages Grüße reicht

Erkennst du in der Liebe wieder

Wie sie verklärt zum Lichte fleugt.-

                 #    #

Doch Roth und Blau stand sich entgegen

Und Lieb und Treue war getrennt -

Sieh! da vermählte Gottes Segen

der Farben geistig Element.

das Rothe mischte sich dem Blauen

In der Viole Frühlingsluft,

Und Lieb' und heiliges Vertrauen

Ward Freundschaft in der Menschenbrust.-

So prangt des Lenzes schönste Farbe

Ins volle Blüthenthum gestellt,

So harrt die reichste Hoffnungsgarbe

dem Schnittertag der bessern Welt.-

                #    #

Motto: Möge dir die Vergangenheit Zufriedenheit,

die Gegenwart Freude,

und die Zukunft Hoffnung geben.

 

 


Seite 8

(: Gräfin von Hagen :)

Erkennen und Verkennen.

Die schwerste Kunst im Menschenleben,

Nach der wir oft ach! fruchtlos streben,

Und die uns nur Erfahrung lehrt:

Ist ein richtiges Erkennen,

Das wir gewöhnlich Tackt benennen

Das urteil über fremden weth.

 

Oft glauben wir vom Schein geblendet

Der Träume Ideal vollendet,

Vor dem befang'nen Blick zu seh'n;

Doch wie es näher sich gestaltet,

Und immer mehr vor uns entfaltet

So seh'n wir leise es verweh'n.

 

Drum soll man nicht zu schnell vertrau'n,

Nicht ungeprüft auf Menschen bau'n,

Stets Warheit sondern von dem Schein,-

und würde man selbst dann verkennet

Ein Schmerz, den keine Sprache nennet

So bleibt dein Herzen das Verzeih'n


Seite 8b

Friedericke Reichert (?)

Neustadt den 18. März 1860

Kennst Du die Eiche die kein Wetter bricht?

Kennst Du die Palme in der Wüste nicht?

Kennst Du der Myrthe zartes Immergrün?

Kennst Du auch wohl den treuen Rosmarin?

Sieh: Eiche, Palm, und Myrth' und Todenkrone

das ist der treue Freund dem Erdensone

 

Leb' wohl! meine liebe Bertha, der Himmel beschütze Dich und lasse Dich in allen Lagen Deines Lebens recht - recht glücklich werden;

Dis wünscht Dir von ganzem Herzen

Deine Dich aufrichtig liebende


Seite 18

Hermann Kromer

Neustadt den 27 Februar 1860

Mit Vielen theile deine Freuden

Mit Allen theile Luft und Schmerz,

Mit wenig Edlen deine Leiden

Mit Auserwählten nur dein Herz.

 

Die sich im Glücke finden

Im Schmerze sich verbinden,

Im Glauben sich erkennen

kann keine Erde trennen.

 

Ein Schifflein sei dein Herz

Was schönen Weizen führt

Mit Chrisi Kreuz geschmückt

Von Gottes Geist regiert

 

Erinnere dich deines Bruders


Seite 8b

Luise Hensler

Das eigen Herz.

Was ist das Herrlichsgte in unserm Sein?

Was schließt wohl in enge kleine Räume

Den höchsten Schmerz und Höllenqualen ein?

Und Erdenglück und Paradises träume?

Und schlägt so hoch bei einer Freud und Lust?

Was ist so leicht, so innig zu betreiben?

Es ist das Herz in seiner Brust?

Mit seinem Hoffen, seinem Lieben!

Da drinnen wohnt dein ganzes Erdenglück

Verstehst du das Hiligste zu wahren;

Wohin du immer richtest deinen Blick

Wirst nirgend's du was schöneres gewahren

Und dankend sagen, froh dir selbst bewußt:

Das Herrlichste, das Seligste hinnieden

Ist doch das Herz in seiner Brust

Mit seinen Schmerzen, seinem Frieden

Sei überhäuft mit Ehre und mit Gold

Mit allem was das Leben kann erschwingen

Hab eine ganze Welt in deinem Sold

Und alles Aeußere möge dir gelingen

Wenn aber du dabei entbehren mußt

Was Frieden nur allein vermag zu geben

Ein redlich Herz, in treuer Brust;

Bist du der Aermste doch auf Erden

 

Wie reich dagegen, wenn ein Herz dir schlägt

Wenn dich der Freund um deinen Kummer frägt

Und mit dir singt der Freude hohe Lieder;

Da mag dein Herz in deiner Brust

Mit keinem Gott den Himmel theilen!

Und wenn du einsam in dem Leben stehst

Wenn vieles Liebe von dir weggeschieden

Da sinnig still allein zum Ziele strebst

Was gibt Verlaßen dir da dennoch Frieden

Was tröstet dich ob jeglichem Verlust?

Das Eine noch was Arme dir geblieben

Es ist das Herz in deiner Brust

Mit seinem Hoffen, seinem Leiben!

So halte nim dies eigen Herz recht fest

Das Schönste was das Schiksal dir gegeben

Und wenn dich Viel, wenn Alles dich verläßt

Das eigen Herz bleibt dir getreu im Leben

Es ist oft eine wohl verkannte Lust

Recht sinnig still, allein mit ihm zu sprechen

Ein hohes Herz, in warmer Brust

Kann nur denn Himmel hoffend brechen