Das Freundschaftsalbum der Bertha Kromer hat Einträge von 1854 bis 1868 aus Freiburg, Neustadt, Friedenweiler, Lenzkirch und Donaueschingen. Zur Bertha Kromer und ihrem Werdegang kann ich noch nichts schreiben. Es scheint aber sie war eng verwandt mit dem Handelshaus Paul Kromer & Söhne in Neustadt.
Im Laufe der Zeit sollen alle Einträge des Albums veröffentlicht, und sobald ich was zu Bertha Kromer herausbekomme, auch die Persönlichen Daten ergänzt werden.
Johann Baptist Dilger, Maler in Neustadt im Schwarzwald, hat seinen Eintrag von 1855 mit der Federzeichnung eines Kartoffeln schälenden Schwarzwaldmädchens und dem Spruch:"Ehalt dir Gott di Friedli!" ausgestaltet. Da dieser Eintrag zu den bedeutendsten und schönsten zählt, ist die Zeichnung in vergrößerter Form an den Anfang der Webseite gestellt. Informationen zur Graphik, Maler und der Eintrag von Baptist Dilger werden in nächster Zeit hinzugefügt.
Die Blätter des Freundschaftsalbum sind der Seitenzahl nach geordnet und nicht chronologisch, so als ob man das Album selbst durchblättert. Die leeren Seiten sind weggelassen.
Seite 1
Motto
Wer nie noch hat gesungen
Von Liebe, Freundschaft, Jugend,
In den ist nicht gedrungen,
dem ist noch schlecht gelungen
der Höchsten Höchste Tugend.
....
Seite 5
Von Deiner Freundin Josephine Rösch
Freiburg im Dezember 1854
Sieh dieses Zweiglein zart und fein,
Ich pflanz es vor dein Fensterlein,
Hinsterben muß es oder sich
Anschließen fest und inniglich.
Wohl lohnet es mit frischem Grün,
Jedwedes freundliche Bemüh´n
Und pflegst Du es nur dann und wann
So wächst es sicher stets heran.
Doch wenn Du sein auch gar nicht denkst
Ihm kaum ein Tröpflein Labung schenkst
So nimmt es dennoch seinen Lauf,
Mit schwacher Kraft zu Dir hinauf;
Und läßt nicht nach durch alle Zeit
Von Treue und Beharrlichkeit.
So bleibt ein Herz an Liebe reich
In Glück und Leid sich treu und gleich
Es kann nicht werden seinen Blick
Weißt man sein Lieben auch zurück.
Und wo das Epheu einmal sich
hat angeschmiegt recht inniglich
Da trennt kein Frost kein Sturm es ab
diesselbe Stelle wird sein Grab.
So ist auch treuer Liebe Sinn
Drum blickst Du nach dem Zweiglein hin
So denk es ist der Freundin Bild
Das sich in dieses hat gehüllt.
Seite 6
Flora Hensler
Freiburg im November 1854
Violenblau
Im Wundereinklang ist das Leben
der Menschenbrust mit der Natur,
Was jener als Gefühl gegeben
Geht hier in lichter Farbenspur
der Blätter Grün, das uns in Lenzen
Mit neuer Lebensfülle freut,
Wird hier zu ewgen Hoffnungskränzen
zur Ahnung einer beßeren Zeit.
Des tiefen Himmels klare Bläue,
der Lüfte dunkle Harmonie,
Du findest sie als heilge Treue
In deines Herzens Poesie.
Des Morgenrothes Prachtgefieder
Das uns der Tages Grüße reicht
Erkennst du in der Liebe wieder
Wie sie verklärt zum Lichte fleugt.-
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Doch Roth und Blau stand sich entgegen
Und Lieb und Treue war getrennt -
Sieh! da vermählte Gottes Segen
der Farben geistig Element.
das Rothe mischte sich dem Blauen
In der Viole Frühlingsluft,
Und Lieb' und heiliges Vertrauen
Ward Freundschaft in der Menschenbrust.-
So prangt des Lenzes schönste Farbe
Ins volle Blüthenthum gestellt,
So harrt die reichste Hoffnungsgarbe
dem Schnittertag der bessern Welt.-
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Motto: Möge dir die Vergangenheit Zufriedenheit,
die Gegenwart Freude,
und die Zukunft Hoffnung geben.
Seite 8
(: Gräfin von Hagen :)
Erkennen und Verkennen.
Die schwerste Kunst im Menschenleben,
Nach der wir oft ach! fruchtlos streben,
Und die uns nur Erfahrung lehrt:
Ist ein richtiges Erkennen,
Das wir gewöhnlich Tackt benennen
Das urteil über fremden weth.
Oft glauben wir vom Schein geblendet
Der Träume Ideal vollendet,
Vor dem befang'nen Blick zu seh'n;
Doch wie es näher sich gestaltet,
Und immer mehr vor uns entfaltet
So seh'n wir leise es verweh'n.
Drum soll man nicht zu schnell vertrau'n,
Nicht ungeprüft auf Menschen bau'n,
Stets Warheit sondern von dem Schein,-
und würde man selbst dann verkennet
Ein Schmerz, den keine Sprache nennet
So bleibt dein Herzen das Verzeih'n
Seite 8b
Friedericke Reichert (?)
Neustadt den 18. März 1860
Kennst Du die Eiche die kein Wetter bricht?
Kennst Du die Palme in der Wüste nicht?
Kennst Du der Myrthe zartes Immergrün?
Kennst Du auch wohl den treuen Rosmarin?
Sieh: Eiche, Palm, und Myrth' und Todenkrone
das ist der treue Freund dem Erdensone
Leb' wohl! meine liebe Bertha, der Himmel beschütze Dich und lasse Dich in allen Lagen Deines Lebens recht - recht glücklich werden;
Dis wünscht Dir von ganzem Herzen
Deine Dich aufrichtig liebende
Seite 18
Hermann Kromer
Neustadt den 27 Februar 1860
Mit Vielen theile deine Freuden
Mit Allen theile Luft und Schmerz,
Mit wenig Edlen deine Leiden
Mit Auserwählten nur dein Herz.
Die sich im Glücke finden
Im Schmerze sich verbinden,
Im Glauben sich erkennen
kann keine Erde trennen.
Ein Schifflein sei dein Herz
Was schönen Weizen führt
Mit Chrisi Kreuz geschmückt
Von Gottes Geist regiert
Erinnere dich deines Bruders
Seite 8b
Luise Hensler
Das eigen Herz.
Was ist das Herrlichsgte in unserm Sein?
Was schließt wohl in enge kleine Räume
Den höchsten Schmerz und Höllenqualen ein?
Und Erdenglück und Paradises träume?
Und schlägt so hoch bei einer Freud und Lust?
Was ist so leicht, so innig zu betreiben?
Es ist das Herz in seiner Brust?
Mit seinem Hoffen, seinem Lieben!
Da drinnen wohnt dein ganzes Erdenglück
Verstehst du das Hiligste zu wahren;
Wohin du immer richtest deinen Blick
Wirst nirgend's du was schöneres gewahren
Und dankend sagen, froh dir selbst bewußt:
Das Herrlichste, das Seligste hinnieden
Ist doch das Herz in seiner Brust
Mit seinen Schmerzen, seinem Frieden
Sei überhäuft mit Ehre und mit Gold
Mit allem was das Leben kann erschwingen
Hab eine ganze Welt in deinem Sold
Und alles Aeußere möge dir gelingen
Wenn aber du dabei entbehren mußt
Was Frieden nur allein vermag zu geben
Ein redlich Herz, in treuer Brust;
Bist du der Aermste doch auf Erden
Wie reich dagegen, wenn ein Herz dir schlägt
Wenn dich der Freund um deinen Kummer frägt
Und mit dir singt der Freude hohe Lieder;
Da mag dein Herz in deiner Brust
Mit keinem Gott den Himmel theilen!
Und wenn du einsam in dem Leben stehst
Wenn vieles Liebe von dir weggeschieden
Da sinnig still allein zum Ziele strebst
Was gibt Verlaßen dir da dennoch Frieden
Was tröstet dich ob jeglichem Verlust?
Das Eine noch was Arme dir geblieben
Es ist das Herz in deiner Brust
Mit seinem Hoffen, seinem Leiben!
So halte nim dies eigen Herz recht fest
Das Schönste was das Schiksal dir gegeben
Und wenn dich Viel, wenn Alles dich verläßt
Das eigen Herz bleibt dir getreu im Leben
Es ist oft eine wohl verkannte Lust
Recht sinnig still, allein mit ihm zu sprechen
Ein hohes Herz, in warmer Brust
Kann nur denn Himmel hoffend brechen