Die Schwarzwälder Uhrenmacher spezialisierten sich in ihrer hausgewerblichen Produktion oft auf einige Sorten von Uhrwerken und stellten nicht die ganze Bandbreite der Schwarzwälder Uhrwerke her die von kleinen Jockele über Scherzinger- und Schottenwerke bis hin zu den großen 8-Tagewerken reichten und zusätzlich noch mit weiteren Indikationen wie Datum oder Wochentag und Automaten ausgestattet sein konnten. Fidel Krieger baute in Lenzkirch unter anderem die großen 8-Tage Uhren. Zwei 8-Tage Werke von Ihm sollen mal näher vorgestellt werden. Das eine mit Stundenschlag in Messing gespindelt das andere mit Halbstundenschlag in Holz gespindelt.
Der Übersicht halber hat jedes Werk seine eigene Seite bekommen auf der es genau beschrieben wird. Mit einem Klick auf das jeweilige Übersichtsfoto gelangen Sie dort hin. Auf dieser Seite werden die zwei Uhrwerke gegenübergestellt.
8-Tage Werk mit Stundenschlag in Messing gespindelt
8-Tage Werk mit Halbstundenschlag in Holz gespindelt
Beim Gegenüberstellen gehe ich auf das ein, was mir aufgefallen ist. Einmal was die Uhrwerke gemeinsam haben und das andre Mal was sie unterscheidet. Die Besprechung bleibt auf diese zwei Uhrwerke beschränkt. Bei der Untersuchung standen immer noch einige 8-Tage Uhrwerke von anderen Schwarzwäldern daneben, das ist hilfreich um das Auge und den Gedankengang zu trainieren, würde aber zum völligen durcheinander auf der Webseite führen. Links befinden sich immer die Fotos des in Messing gespindelten Uhrwerkes mit dem Stundenschlag, rechts die des in Holz gespindelten Uhrwerkes mit Halbstundenschlag. Wenn die zwei Uhrwerke nebeneinander stehen fällt auf, dass das rechte Uhrengestell etwas breiter ist (12 mm) als das Linke. Die sonstigen Maße des Gestelles weichen kaum 1 mm voneinander ab.
Beim Gangwerk des in Messing gespindelten Uhrwerkes ist das Steigrad in die Mitte der Platine senkrecht unter der Ankerwelle angeordnet. Mit dieser Anordnung rutscht das Steigrad und die Ankerwelle deutlich nach unten. Der vordere Ankerzapfen des in Holz gespindelten Uhrwerks ist in einem aufgeschraubten Messingussteil, dem Ankerplättchen, gelagert. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und es ist schwer zu sagen welches das geschicktere Lager für eine Schwarzwalduhr ist.
Einer der auffälligsten Unterschiede ist die Schlagwerksauslösung. Den Stundenschlag, mit vorhergehender Warnung, löst der Auslösestift auf dem Minutenrad direkt über den Hebel aus. Beim Halbstundenschlag, dessen vier Auslösestifte auf dem Wechselrad sitzen, wird über eine Art Storchenschnabel ausgelöst. Die genaue Bezeichnung für diesen Mechanismus habe ich noch nicht finden können. Der Träger für den Storchenschnabelmechanismus ist ein Messinggusselement auf dem zugleich noch die Zeigerwerksäule montiert ist und das noch als Lagerung für das Bodenrad des Gangwerkes und der Warnungswelle dient.
Fidel Krieger spielt ein wenig mit der Ausführung und der Lagerung der Schlagwerkshebelung, bleibt aber seinem Grundgedanken treu. Die Schlagwerkswelle mit dem Hammer wird nicht direkt von den Hebnägeln gespannt, sondern indirekt über einen zusätzlichen. Um die Reibung bei der Kraftübertragung zu verringern ist einmal ein frei bewegliches Messingröllchen auf einen der Hebel genietet, das andere Mal der Hebel selbst aus Messingdraht gefertigt. Beide Male ist der Schlaghebel auf der Rückseite speziell gelagert. Das eine Mal in einem in das Gestellholz eingeschlagenen Messingblech, das andere Mal in einem Stahlblech das auch gleichzeitig den Lagerzapfen für das Schlossrad trägt.
Beim Blick in das Uhrengestell finden sich neben den schon erwähnten Unterschieden drei weitere.
Beim in Holz gespindelten Bodenrad ist das Schlossscheibentrieb fest auf die Welle gepresst, beim in Messing gespindelten wird es erst als eine der letzten Montagen auf die Bodenradswelle gesteckt und mit einem Stift fixiert.
Den wohl bedeutendsten Unterschied der beiden Uhrwerke sieht man nicht auf den ersten Blick. In der Tabelle unten sind die Zahnräder mal geordnet aufgelistet. Schaut man nur mal die Zahnräder an so kommt Fiedel Krieger beim im Messing gespindelten Uhrwerk mit drei verschiedenen Zähnezahlen zurecht, beim in Holz gespindelten braucht er fünf. Nimmt man noch die Triebzahl hinzu gibt es beim in Messing gespindelten Werk drei Kombinationen von Zahnrad mit Trieb beim in Holz gespindelten 5 verschiedene.
Zahnrad
Walzenrad (Gangwerk):
Walzenrad (Schlagwerk):
Bodenrad (Gangwerk):
Bodenrad (Schlagwerk):
Mittelrad (Gangwerk):
Fallenrad (Schlagwerk):
Springrad (Schlagwerk):
In Messing gespindelt
80 Zähne
80 Zähne
64 Zähne, 8 Triebe
64 Zähne, 8 Triebe
64 Zähne, 8 Triebe
56 Zähne, 8 Triebe
56 Zähne, 7 Triebe
In Holz gespindelt
60 Zähne
72 Zähne
80 Zähne, 10 Triebe
70 Zähne, 8 Triebe,
70 Zähne, 7 Triebe
56 Zähne, 7 Triebe
56 Zähne, 8 Triebe