Taschenuhrmacherrei war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, im Gegensatz zur Hozuhrmacherei, auch im Schwarzwald an eine Zunft gebunden. Nicht immer gab es eigene Uhrmacherzünfte in den Städten. Taschenuhrmacher gab es z.B. in Vöhrenbach, Triberg, Lenzkirch und Neustadt. G. H. Berblinger war um 1800 Uhrenmacher in Emmendingen. Das hier vorgestellte Taschenuhrwerk hat ein Gangwerk mit Spindelhemmung, Schnecke mit Kette und ist in einem Silbergehäuse verbaut. Die Taschenuhr dürfte um 1820 entstanden sein. Der Vierkant bei Ein-Uhr dient zum Aufziehen der Uhr. Die Zeiger werden mit dem Vierkant auf der Zeigerwelle gestellt. Dezente Punzierungen und Gravuren schmücken die Vorderseite des Gehäuses. Das Uhrwerk selbst ist aus einer Messinglegierung das auf den Sichtseiten feuervergoldet ist. Nicht erhalten hat sich das Übergehäuse und der Rückerzeiger.
Maße:
Ø Platine Rückseite: 38,4 mm
Ø Gehäuse: 50,0 mm
Nur die Sichtseiten der Werkplatinen sind Feuervergoldet. Im 18. Jahrhundert und davor hat man oft auch noch das Kronrad und weitere Zahnräder vergoldet, da auch gerade das Kronrad bei ausgeklapptem Werk sehr gut zu sehen ist.
Im Helmut Kienzle Uhrenmuseum, das 1975 an das Land Baden-Württemberg verkauf wurde und deren Uhren zum Teil heute im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen ausgestellt sind, befand sich eine Tascheuhr mit Signatur: G. H. Berblinger. Im Auktionskatalog zur Versteigerung der Kienzle Uhrensammlung ist sie die Nr. 3:" SILBERUHR, deutsch um 1790. Signiert G. H. BERBLINGER IN EMMENDINGEN. Glatts Gehäuse. Emailzifferblatt mit vergoldeten Zeigern. Spindelwerk. D = 5,6cm. 1500.-/2500.-" (Quelle 1) Diese Taschenuhr ist etwas größer und die Ortsbezeichnung wird mit "in Emmendingen" anstatt "a Emmendingen" angegeben.
Signiert ist das Zifferblatt und das Uhrwerk mit dem Namen des Uhrmachers und dem Ort der Herstellungt: G,,H,,Berblinger A EMMENDINGEN.
Mehrere Bestandteile, darunter die zwei Werkplatinen, die Potence und das Gehäuse sind mit der Nummer 89 oder 68 gekennzeichnet. Die Nummer am Gehäuse befindet sich unterhalb des Bügels auf der Kopfseite des Pendant. Sie ist sehr stark "verschlagen" und nur noch die 6 ist gut erkennbar.
Reparaturzeichen finden sich auf der Werkplatine unter dem Zifferblatt von 1836, 1838 und 1868. Des Weiteren sind Reparaturnummern im Gehäusedeckel und Gehäuseboden eingeritzt
Restaurierungsmaßnahmen waren nötig um weiter Beschädigungen zu verhindern. Die Taschenuhr selbst besitzt im Vorzustand eine wunderschöne Patina, läuft nicht und hat leichte Beschädigungen am Zifferblatt.
Der Befestigungsstift für die Kette an der Schnecke war ausgerissen und das Sperrrad war lose. Die Kette ist deshalb lose im Uhrwerk umhergefallen und bei jeder Öffnung des Gehäuses hat die Gefahr bestanden, dass die Kette sich verklemmt, dabei abreißt und weitere Teile beschädigt. Es musste ein neuer Stift eingesetzt werden um die Kette wieder einzuhängen. Das Sperrrad wurde wieder in der Schnecke fixiert um es zu ermöglichen ein wenig Zug auf die Kette zu geben, damit sie sicher sitzt. Das Uhrwerk wurde gereinigt und Korrosionsschichten reduziert. Weitere Reparaturen am Uhrwerk wurden nicht unternommen, die Uhr läuft nicht. Wesentlicher Grund warum die Uhr nicht läuft, ist ein fehlendes Distanzstück das unter dem Spindelplättchen die Höhenluft der Spindelachse bestimmt. Ohne dieses Plättchen klemmt die Spindel. Die Maßnahmen am Silbergehäuse wurden nur durchgeführt weil es eine Stelle mit aggessiver Korrosion auf der Gehäuserückseite gab. An dieser Stelle hat sich das Kupfer aus dem Metall herausgelöst und es war schon vor der Restaurierung zu vermuten, dass unter der Korrosionsschicht eine matte Stelle verbleibt. Die Korrosion wurde ausgedünnt und das Gehäuse konserviert. Das Zifferblattemail wurde an den Aussbruchstellen gesichert, weitere Maßnahmen waren nicht notwendig.
Vergleichsstücke
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Quellen