Auf Dieser Seite werden die Uhrwerke des Uhrmacher Mathä Winterhalder aus Friedenweiler vorgestellt. Mathä Winterhalder, wurde am 23.07.1799 auf der Kalten Herberge bei Urach als ältestes von 8 Kindern geboren. Sein Vater Thomas Winterhalder betrieb die Kalte Herberge, auch Steighof genannt, bis er 1811 nach Hüfingen übersiedelte. Dort erwarb er das Gasthaus "Zur Sonne" . Schon ca. vier Jahre später, 1815 oder 1816, kaufte er ein Häuschen in Friedenweiler und betrieb nun die Uhrmacherei. Interessant ist, dass sich Thomas Winterhalder schon als Uhrenmacher bezeichnete als er noch auf der "Kalten Herberge" lebte. Am 1. September 1830 übernahm Mathä Winterhalder Haus, Hof und die Uhrenfabrikation. Aus seiner zweiten Ehe (Hochzeit am 18.01.1832) hat Mathä drei Mädchen und vier Bube: Thomas (geb. 1834), Karl (geb. 04.01.1836), Anton (geb. 17.01.1838) und Johan (geb. 14.04.1842). Mathä Winterhalder starb am 8. November 1863 in Friedenweiler als ein vermögender Mann. Er besaß Liegenschaften (Wert: 3000 Gulden), Barverögen (5300 Gulden), Uhrmacherwerkzeug (Wert: 303 Gulden) und im Stall hatte er drei Kühe und ein Schwein. Die vier Söhne waren nach dem Tod von Mathä Winterhalder Gesellschafter der Uhrenfabrik M. Winterhalder & Hofmeier.
Am Dienstag den 23. Juli 1799 wurde Mathä Winterhalder auf der Kalten Herberge bei Urach geboren. Zur Kalten Herberge gehörte um 1800 der Hof, die Gastwirtschaft und eine Uhrmacherwerkstatt. 1811 siedelte seine Familie nach Hüfingen um, wo sie das Gasthaus zur Sonne betrieben. Das Foto zeigt eine Fotopostkarte von um 1930 der Kalten Herberge.
Bis jetzt konnte ich drei Hauptvarianten von Mathä Winterhalder Uhrwerken dokumentieren. Alle drei sind auf dieser Seite veröffentlicht:
1. 8-Tage Holzplatinenwerk mit Schnecke ohne Schlag
2. 8-Tage Holzplatinenwerk mit Schnecke und Schlag
3. 8-Tage Repetierwerk in massiver Ausführung mit Schnecke
Ebenso interessant wie die Werksvarianten ist auch die Verwendung dieser. In der Drop Dial Clock ist das gleiche Werk eingebaut wie in der anschließenden Tischuhr. Die Werke und die Gehäuse sind also austauschbar. Der Uhrenhändler in England konnte also beliebige Kombinationen von Uhrwerk und Gehäusen bestellen. Das 8-Tage Holzplatinenwerk mit Schnecke findet sich auch noch in Uhren die mit M. Winterhalder & Hofmeier gekenzeichnet sind. Wie lange Winterhalder & Hofmeier diese Holzplatinenwerke noch hergestellte, kann ich noch nicht einschätzen.
Das Uhrengehäuse und das Uhrwerk benötigen noch einiger konservatorische Maßnahmen. Weiter Informationen und Fotos folgen nach und nach.
Hochwertige Tischuhren aus dem Schwarzwald sind um 1850 noch eine Neuheit. Sowohl die Gehäuse als auch die Federzugwerke zeigen diese neue Qualität und Wertigkeit. Das hochglanzpolierte Nussbaumgehäuse ist mit Intarsien von Eichenlaub verziert. Das Zifferblatt ist bemaltes Eisenblech. Das Gehäuse muss den Zeitgeschmack um 1855 gut getroffen haben, es haben sich mehrere vergleichbare Uhrenkästen erhalten die in der Literatur publiziert oder in Museen ausgestellt sind. Matthä mit zwei T, kein Tippfehler sondern auf dieser Uhr schreibt er sich so.
Maße:
Höhe: 47,5 cm
Breite: 33 cm
Tiefe: 19 cm
Wenn man so ein Uhrwerk von Matthä Winterhalder das erste mal untersucht, kann man doch ins Staunen kommen, wie der Schwarzwald seine Holzwerke in unterschiedlichster Form den Bedürfnissen des Marktes anpasste. Kein Aufwand scheute Matthä Winterhalder, zwei Schnecken sind eingebaut und das Räderwerk ist in aufgeschraubten Messingplatten gelagert aber dennoch blieb er bei dem Holzgestell.
Das gleiche Werk gibt es auch mit dem Firmenetiket von:" M. Winterhalder & Hofmeier Uhrenfabrikation in Friedenweiler & Schwärzenbach". (Quelle 7, Seite 230-231)
Das Rechenschlagwerk oder Repetierwerk mit Schnecke und einer Gangdauer von 8-Tagen, ist das Beste was Uhrmacher Mathä Winterhalder in Serie produzierte. Die Zahnräder sind in gegossenen 2,5mm dicken Platinen gelagert. Die Entstehungszeit des Uhrwerkes ist ohne weitere Anhaltspunkte schwer einzuordnen, sie dürfte so zwischen 1850 und 1863 liegen. Das hier gezeigte Werk hat sich als Fragment erhalten. Es fehlt der Anker mit Ankergabel und der Schlagwerkshammer.
Maße:
Höhe: 158 mm
Breite: 125 mm
Platinenabstand: 44 mm
Gewicht: 2013 g
Auf dieser Webseite ist schon ein solches 8 Tage Uhrwerk mit Schnecke und Repetierung von Mathä Winterhalder veröffentlicht. Dieses zweite Massivwerk ist fast identisch mit dem ersten. Anhand der kleinen Unterschiede kann man nun das Auge für die Feinheiten schulen.
Maße
Höhe der Platinen: 153 mm
Breite der Platinen: 112 mm
Platinen Abstand: 41 mm
Dicke der Platinen: 3,9 -4,4mm
Wanduhr mit 8-Tage Werk von Mathä Winterhalder (1799-1863) um 1850 aus weißem Lackschild mit aufklappbarem Schutzglas im massiven Nussbaumrahmen, nach unten abschließendem nussbaumfurniertem Pendelkasten und einem verglasten Sichtfenster für das Pendel.
In den Jahrzehnten zuvor dominierten den Schwarzwälder Uhrenhandel nach England die billigen Lackschilduhren mit den typischen Schildformen aus Quadrat mit aufgesetztem Halbkreis und einfache, runde Lackschilder mit und ohne zusätzlichen Holzramen. Hinter den Schildern wurde das einfache Schwarzwälder Holzplatinenwerk mit 12-Stunden, 24-Stunden oder 8-Tage Gangdauer montiert. Alle Uhren und - es waren fast ausschließlich Wanduhren die der Schwarzwald bis ca. 1840 poduzierte - hatten Gewichtsantrieb. Das änderte sich um 1840. Der Schwarzwald erschloss sich neue Käuferschichten durch hochwertige Wand- und Tischuhren. Mathä Winterhalder war einer der ersten dieser neuen Fabrikanten, die nun Uhren mit Federantrieb, Volltrieben, Schnecke und Lagerung der Zapfen in messingnen Massivplatinen herstellte. Seine Uhren handelte er fast ausschließlich auf dem englischen Markt, wofür er auch die Form seiner Uhrenkästen dem dort herrschenden Geschmack anpasste. Im Folgenden wird die Uhr und Ihr Hersteller in Wort und Bild genau besprochen.
Mathä Winterhalder baute als einer der ersten Uhrmacher im Schwarzwald solch hochwertige federbetriebene Uhrwerke in Serie. Die Gangdauer dieser Uhr beträgt 8-Tage. Diese Uhr hat keine weiteren Komplikationen wie Schlagwerk oder Wecker.
Die neue Sorte Uhr zeichnet sich aus durch:
Nicht umgesetzt ist der Einsatz eines Massivankers anstatt dem Blechanker oder gar der Umstieg von der Rückführenden auf eine ruhende Hemmung.
Tritschler & Co. 402 Oxford Street London.
Interressant ist ein Reparaturvermerk auf der Rückwandinnenseite des Gehäusekastens. Am 31. Januar 1870 hat ein S. Weber die Uhr gereinigt und zwar in der 402 Oxford Street (siehe Foto unten). Die Uhr wurde also zur Wartung dorthin zurück gebracht, wo sie gekauft wurde.
Auf der rechten Seitentür ist ein weiterer Vermerk.
s (?) 18/3/58 J. (?) T.
(siehe Foto unten)
Wenn ich das mit der Händlersignatur und dem Entstehungszeitraum in Verbindung bringe, könnte eine Deutung lauten:
sold 18 März 1858 Joseph Tritschler.
Joseph Tritschler aus Neustadt ist 1847 erwähnt als Uhrenhändler in England.
Neustadt liegt unweit von Friedenweiler. Ob es sich nun dabei um ein Verkaufsdatum oder ein Reparaturvermerk handelt bleibt erst mal ungeklärt. Darunter ist sicherlich ein Reperaturvermerk vom 29/5/60 (29 Mai 1860) die zwei Buchstabenkürzel dahinter kann ich nicht identifizieren.
Dominik Kirner in Rudenberg bei Neustadt. Das runde Lackschild ist in klassischer Lackschildtechnik aufgebaut: gedrechselter Tannenholzträger, Leim-Kreidegrundierung, ölgebundene Bleiweißfarbe als Malgrund, schwarze Bemahlung (Ziffern, Kreise und Minutenstriche) und abschließend die Politur (Firnis).
Die Geschichte der Uhrmacherfamilie Winterhalder aus Friedenweiler geht weiter mit der Firma M. Winterhalter & Hofmeier. Mit einem Klick auf das Foto gelangen Sie direkt auf die zugehöhrige Seite.
Quellen: